ZENTRALE RADONSTELLE
DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN

Messungen der Radonaktivitätskonzentration in der Innenraumluft in Arnsberg, Balve und Sundern 2021-2022

Messungen der Radonaktivitätskonzentration in der Innenraumluft in Arnsberg, Balve und Sundern 2021-2022

Abschlussbericht

Landesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsgestaltung Nordrhein-Westfalen | Zentrale Radonstelle NRW

Motivation und Durchführung des Messprogramms

Eine Prognose des Bundesamts für Strahlenschutz ergab im Herbst 2020, dass im Bereich der Städte Arnsberg, Balve und Sundern erhöhte Radonaktivitätskonzentrationen in einer überdurchschnittlich hohen Anzahl von Gebäuden auftreten könnten. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen beauftragte daraufhin im Januar 2021 die Zentrale Radonstelle NRW, in der betroffenen Region ein umfangreiches Messprogramm zu Radon in der Innenraumluft durchzuführen.

Fast 1.500 Privathaushalte aus Arnsberg, Balve und Sundern folgten der Einladung der Zentralen Radonstelle NRW und nahmen am Messprogramm teil. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhielt kostenlos zwei Radonmessgeräte, sowie eine Messanleitung und ein Messprotokoll. Die beiden Messgeräte sollten möglichst in zwei häufig genutzten Wohn- oder Aufenthaltsräumen aufgestellt werden, vorzugsweise im Keller- und Erdgeschoss. Weitere 315 Messgeräte stellte die Zentrale Radonstelle NRW in Zusammenarbeit mit den Städten Arnsberg und Balve in 49 Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten auf. Nach Abschluss der zwölfmonatigen Messzeit wurden die Messungen beendet und ausgewertet. Fast 3.000 Radonmesswerte aus 1.333 privaten und 109 öffentlichen Gebäuden in Arnsberg, Balve und Sundern konnten so insgesamt erfasst werden.

Ergebnisse des Messprogramms

Rund 90 Prozent der untersuchten Gebäude weisen überwiegend niedrige Radonaktivitäts­konzentrationen in den Wohn- und Aufenthaltsräumen auf. Für die meisten der Teilnehmenden gibt es daher nach der langen Messzeit Entwarnung: Sie sind nicht von hohen Radonwerten betroffen.

In einem kleineren Anteil der Wohngebäude ergab die Untersuchung eine Überschreitung des gesetzlichen Referenzwertes von 300 Becquerel pro Kubikmeter Raumluft in Wohn- und Aufenthaltsräumen über die Dauer der Messzeit. In Arnsberg sind acht Prozent der 910 untersuchten Gebäude von hohen Radonaktivitätskonzentrationen betroffen, in Balve neun Prozent der 290 untersuchten Gebäude und in Sundern zwölf Prozent der 242 untersuchten Gebäude. Unter den 49 teilnehmenden städtischen Bildungseinrichtungen müssen drei Arnsberger Schulen Maßnahmen einleiten, um die Radonaktivitätskonzentration in einzelnen Innenräumen zu senken.

Alle teilnehmenden Haushalte und Einrichtungen erhielten im Anschluss an die Messung von der Zentralen Radonstelle NRW eine Auswertung ihrer individuellen Messergebnisse und gegebenenfalls mögliche Handlungsempfehlungen zur Reduzierung der Radonaktivitätskon­zentration.

HINWEIS

Bei regelmäßig genutzten Wohnräumen von Privatpersonen wird zum Schutz der Gesundheit empfohlen, den Referenzwert nach Möglichkeit zu unterschreiten. Demgegenüber sind Arbeitgeber laut Strahlenschutzgesetz zu Maßnahmen verpflichtet, sobald der Referenzwert für Radon am Arbeitsplatz in Innenräumen überschritten wird.

Die Höhe der Radonaktivitätskonzentration in Innenräumen ist in jedem Gebäude anders. Dazu tragen insbesondere individuelle Gebäudeeigenschaften wie Risse und Spalten in Kellerboden und -wänden bei, die den Eintritt von Radon ins Gebäude begünstigen können. Auch Nutzung und Lüftung der Räumlichkeiten spielen eine wesentliche Rolle. Regelmäßig betretene Wohn- und Aufenthaltsräume sind aufgrund ihrer Nutzung stärker belüftet als selten genutzte Räume, in denen ein Luftaustausch kaum stattfindet. So weisen die im Rahmen des Messprogramms untersuchten Räume, die eher selten betreten wurden (insbesondere Keller- und Abstellräume), typischerweise höhere Radonwerte auf als die häufiger genutzten Wohn- und Aufenthaltsräume. Ein Gesundheitsrisiko für die Bewohner ergibt sich nur, wenn dauerhaft zu hohe Radonaktivitätskonzentrationen in den häufiger genutzten Räumen auftreten. Das regelmäßige und intensive Lüften ist hier die einfachste Methode, um sich vor Radon zu schützen.

Moderne Gebäude bieten in den meisten Fällen einen erhöhten Schutz vor Radon. In Gebäuden, die ab dem Jahr 2000 gebaut worden waren, wurde der Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter Raumluft im Durchschnitt etwa drei- bis fünfmal seltener überschritten als in Gebäuden mit Baujahr vor 1976. Dazu trägt auch die inzwischen standardmäßig verwendete, durchgehende Bodenplatte aus Beton bei, die das Eindringen von Radon ins Gebäude erschwert. Bei Gebäuden, die nicht auf einer solchen Beton-Bodenplatte aufgebaut waren, wurde der Referenzwert mehr als doppelt so häufig überschritten.

Die Zentrale Radonstelle NRW weist darauf hin, dass auch außerhalb von Arnsberg, Balve und Sundern einzelne Gebäude von hohen Radonwerten betroffen sein können. Radon kommt grundsätzlich überall vor. Wie hoch die Radonaktivitätskonzentration in der eigenen Wohnung ist, lässt sich nur individuell mit einer Radonmessung feststellen. Diese ist einfach und kostengünstig möglich. Werden hohe Werte festgestellt, gibt es vielfältige Lösungen zur Verringerung von Radon in der Raumluft. Diese reichen von regelmäßigem Lüften bis hin zu baulichen Maßnahmen.

(Stand: 05/2023)